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Neue
Deutsch-Französische Jahrbücher

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LORENZO CHIESA

SUBJEKTIVITÄT UND ANDERSHEIT
Eine philosophische Lektüre Lacans

Jahr

2022

Seiten

277

Größe in cm
16 x 24               

Preis in €

42

ISBN

978-3-949153-02-0

Aus dem Englischen von Jan Philipp Weise und Moritz Herrmann

»So wie Lacan uns Freud neu kennen lernen lässt, lässt uns Chiesa Lacan neu kennenlernen: Er räumt
mit Gemeinplätzen, verfälschenden Projektionen und schöngeistigen Lesarten auf.«

Joan Copjec

Was heißt es heute, Lacan zu lesen?

Subjektivität und Andersheit geht von der Prämisse aus, dass Lacan als »paradox systematischer Denker« gelten muss, der uns sein Werk in der offenen Form eines work in progress hinterlassen hat. Als ein solches verlangt es eine minutiöse Lektüre, die sich den Brüchen und – endlich auch – der Systematik von Lacans Theorie des Subjekts stellen muss. Gemäß dieser Theorie muss Subjektivität, so der Autor, ins Verhältnis zu der für sie konstitutiven Andersheit gesetzt werden.

Dabei wird im Durchlauf von Lacans psychoanalytischer Lehre eine philosophische Grundthese erkennbar: Das von der Sprache gespaltene Subjekt, das ein Problem mit seiner Sexualität hat, ist ein sprechendes Tier. Aus leicht anderer Perspektive gefasst: Freuds Ödipuskomplex, über den wir individuell in die Sprache eintreten, bildet die ontogenetische Form der Entstehung des Transzendentals und daher die unvollständige Weise, in der wir überhaupt erst zu menschlichen Tieren werden. Dies liefert die philosophische Lesbarkeit von Lacans Werk sowie den Rahmen, innerhalb dessen die Kategorien des Imaginären, Symbolischen und Realen begriffen werden müssen. Wie der Autor betont, kommt dabei, entgegen der lacanianischen Doxa, insbesondere dem Imaginären eine Schlüsselrolle zu, weil es bereits diese Ebene ist, auf der sich das menschliche Tier in seiner biologisch abweichenden Sexualität von anderen Tieren abhebt.

 

Als eine systematische und durch Klarheit bestechende Einführung gibt dieses Buch einen Leitfaden an die Hand, Lacans Werk selbst kennen zu lernen. Insofern erhebt es nicht den Anspruch, die eigene Lektüre Lacans zu ersetzen. Während Einsteigende also in diesem Buch eine Einführung finden, die ihnen wesentliche Grundbegriffe der Lacan’schen Psychoanalyse aufschlüsselt und darüber hinaus die nötige Orientierung liefert, sich dem Lacan’schen Text zu nähern, werden all jene, bereits mit Lacans Werk Vertrauten durch diese Arbeit dazu eingeladen, dieses neu zu entdecken und sich Fragen zu stellen, deren Antworten auch über die Grenzen dieses Buchs hinausführen. Für Chiesa selbst – und alle, die seine Herausforderung annehmen – bildet dieses Werk den Beginn einer noch anhaltenden Arbeit, die das fortsetzt, was Lacan uns offen hinterlassen hat.

Lorenzo Chiesa (*1976) ist Senior Lecturer an der Newcastle University und lehrt darüber hinaus an der European Graduate School. Er arbeitet zurzeit zu einem Buch zu Badious und Lacans respektivem Gebrauch von Formalisierung, Mengenlehre als formaler Ontologie und der Psychoanalyse als Wahrheitsprozedur. Er ist außerdem Herausgeber der Reihe Insubordinations bei MIT Press, die sich Übersetzungen radikaler italienischer Denkerinnen des 20. Jahrhunderts widmet.

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